Nur etwa 60 % der Weltbevölkerung haben derzeit einen dauerhaften Zugang zu ausreichend sauberem bzw. nutzbarem Wasser. Die verbleibenden 40 % leiden unter Wassermangel oder haben gar keinen direkten Trinkwasserzugang.
In Deutschland verbraucht jeder Mensch pro Tag etwa 120 Liter Wasser, welches beispielsweise zum Kochen, Duschen oder Wäschewaschen verwendet wird – eine Menge, mit der noch nicht einmal eine Badewanne gefüllt werden könnte. „Gar nicht so viel.“ könnte man also meinen. Dabei handelt es sich allerdings lediglich um das direkte Verbrauchswasser, welches nur einen Bruchteil unseres gesamten „Wasserfußabdrucks“ ausmacht. Dieser berücksichtigt auch das sogenannte „virtuelle“ Wasser, welches für die nationale und internationale Produktion von Lebensmitteln und Konsumgütern benötigt wird. Indem wir Produkte wie Brot (1kg Weizen =1600 l), Fleisch (1kg aus Massentierhaltung = 16000 l), Kaffee (1 Tasse = 140 l Wasser) oder Eier (1 Ei = 200 l) konsumieren, Papiere (10 l pro DIN A 4 Blatt) beschreiben, in die neu gekaufte Jeans schlüpfen (8000 l) und es uns abends mit einem Glas Wein (110 l) gemütlich machen, verbraucht jeder von uns und ganz ohne es zu merken durchschnittlich 5300 Liter Wasser am Tag.
Wasserüberschuss oder –mangel ist ein wichtiger Überlebensfaktor, denn Wasser ist als chemisches Molekül aufgrund seiner Eigenschaften für sehr viele Lebensvorgänge unabdingbar z.B. als Lösungsmittel für Salze, die als Nährstoffe benötigt werden. Wasser erhält die Funktionsfähigkeit der Zellen, Wassermangel führt zum Zusammenbruch der inneren Zellstruktur, und damit zum Zelltod. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass sauberes Wasser für jeden Zweck, zu jeder Zeit in scheinbar unerschöpflicher Menge zur Verfügung steht. Über Wasserknappheit müssen wir uns keine Sorgen machen und dass es deswegen gar zu handfesten Konflikten kommen könnte, scheint auf den ersten Blick doch eher abwegig zu sein. In vielen Regionen unserer Erde ist der Kampf um das kostbare Nass jedoch seit längerer Zeit Realität. Viele aneinandergrenzende Staaten sind oft von ein und derselben Süßwasserquelle abhängig. Eine gerechte Aufteilung der Ressourcen scheitert jedoch oft an der bestehenden politischen Machtverteilung. Wenn wir die Bedeutung des Wassers für Lebensvorgänge kennen, können wir die Vielfalt der Organismen, ihre Strukturen, ihre Lebensäußerungen, ihre Prozesse verstehen. Aber wir verstehen auch, weshalb die Verfügbarkeit von Wasser ein Politikum ist. Hierzu soll die Ausstellung ihren Beitrag leisten und Anregung sein, ausgehend von den Pflanzen die Bedeutung dieser Lebensvorgänge und –bedürfnisse auf andere Organismen, auf unser Leben zu übertragen: Wasser für Alle!
Die Ausstellung beginnt in der Woche der Botanischen Gärten vom 08. bis 16. Juni 2013, wird aber in vielen teilnehmenden Gärten länger gezeigt.